Nach unglaublichen 17 Jahren an unserer Spitze hat unser lieber Thomas beschlossen seiner zweiten großen Leidenschaft nachzugehen und nun wieder mehr Zeit mit seiner Posaune zu verbringen.
Glücklicherweise musste er den Taktstock nur sprichwörtlich an den Nagel hängen und konnte ihn nahtlos an seinen Nachfolger übergeben: wir freuen uns daher, unseren neuen Kapellmeister Claude Brendel vorzustellen.

Wir alle sind sehr neugierig auf Claude’s Probenarbeit und musikalische Ideen, und haben deswegen unserem neuen „Chef“ gleich mal auf den Zahn gefühlt. Ihr findet hier einen Auszug unseres Kennenlerninterviews mit Claude – die Langfassung wird in Kürze im nächsten Newsletter zu finden sein.
Lieber Claude, schön dass du da bist. Erzähl uns zu Beginn doch einmal ein bisschen von deinem musikalischen Werdegang?
Ich bin Franzose und gebürtiger Elsässer. Meine erste musikalische Ausbildung erfolgte in meiner Dorfkapelle, wo ich auch meine ersten Dirigiererfahrungen gemacht habe. Später wurde ich an mehreren Konservatorien in Frankreich zum Dirigenten von Symphonie Orchestern ausgebildet. Durch meinen Erfolg beim Leonard Bernstein Wettbewerb für junge Dirigenten in London, in dem ich bis ins Halbfinale kam, eröffneten sich mir Möglichkeiten in die ganze Welt: Europa, Asien (China und Vietnam), Südamerika (Brasilien) und schließlich jetzt eine Station in Wien. Hier möchte ich meine Jugendliebe wieder aufleben lassen: das symphonische Blasorchester.
Zurzeit bin ich immer noch in Brasilien aktiv, insbesondere in Brasilia, wo ich eine Akademie für Orchester und Dirigieren leite. Im nächsten Sommer werde ich, nach Anfrage durch die Wiener Philharmoniker, im Rahmen der Salzburger Festspiele ein Oper-Camp für junge Musiker:innen leiten.
Wie begann dein persönlicher musikalischer Zugang zum Dirigat und was reizt dich daran?
Man macht Musik nicht für sich selbst, sondern um sie mit anderen, Musiker:innen und Publikum, zu teilen. Andere inspirieren zu können, seine Leidenschaft für Repertoires zu teilen und echte Herausforderungen zu meistern, ist etwas, das mich schon immer angetrieben hat. Das Orchester als mein Instrument betrachten zu können, ist einfach eine unglaubliche Sache.
Der MVR hat bereits eine reiche Geschichte, worauf freust du dich besonders in der Arbeit mit unserer Musikkapelle?
Ja, der MVR ist eine 100 Jahre alte Dame, aber sehr attraktiv und verführerisch. Bei meinem ersten Vorspiel, das zu meiner Einstellung organisiert wurde, spürte ich auf Anhieb ein enormes Potenzial. Mein Vorgänger, Thomas Plotz, hat 17 Jahre lang eine wichtige und beeindruckende Arbeit geleistet, die heute echte Entwicklungsperspektiven auf musikalischer Ebene und den Zugang zu neuem Repertoire eröffnet.
Was wünscht du dir für unsere gemeinsame musikalische Reise? Von unseren Musiker:innen?
Ich wünsche mir, dass unsere gemeinsame musikalische Reise in erster Linie unter dem Zeichen der Menschlichkeit und des Respekts steht. Die Welt von heute braucht das dringend. Ich hoffe auch, dass ich bereichernde und originelle musikalische und menschliche Erfahrungen anbieten kann, wichtige Momente, die das kollektive Gedächtnis aufbauen.
Und von unserem Publikum?
Was das Publikum betrifft, so halte ich es für unerlässlich, neue Zuschauer:innen zu gewinnen, insbesondere die junge Generation. Das symphonische Blasorchester hat viele Vorteile, die oft unterschätzt werden.
Abschließend noch ein bisschen persönlicher: Hast du einen Lieblingskomponisten bzw. eine Lieblingskomponistin?
Was die Komponisten angehen, gleich zwei Österreicher: Thomas Doss für das Blasorchester und Gustav Mahler für das Symphonie Orchester. Eine Komponistin, die ich sehr schätze, ist die Französin Ida Gotkovsky, die auch sehr viel für das Blasorchester geschrieben hat.
Dann sagen wir Danke lieber Claude, dass du dir die Zeit genommen hast für unsere Fragen. Die ausführliche Originalfassung dieses Interviews wird in Kürze im nächsten Newsletter veröffentlicht…. und unser neuer Maestro lässt uns in der Zwischenzeit noch eine lustige, kleine Anekdote hier:
Als ich das erste Mal nach Brasilien reiste, wurde mir mitgeteilt, dass die Probe um 8 Uhr morgens beginnen würde. Ich fragte ein zweites Mal, um sicher zu gehen… In meiner Vorstellung waren die Brasilianer die ganze Nacht an der Copacabana und tranken Caipirinha, also waren sie nicht in der Lage, um 8 Uhr morgens zu proben. Aber sicherlich war es auch für mich einfach zu früh?